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1. Theil 3 - S. 374

1880 - Stuttgart : Heitz
374 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland. vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen. Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio (1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. Sogleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, bei Silistria an der Donau (1774). Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich

2. Theil 4 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. An 7000 Familien wurden ausgerottet und 23 Tage lang sah man auf der Insel die Rauchsäulen von den brennenden Dörfern aufsteigen. Solche Gräuelthaten erhöhten den verzweifelten Muth der Griechen, welche sich durch ihr Riesenunternehmen die lebhafteste Theilnahme der europäischen Völker erwarben. Ueberall bildeten sich Vereine von Philhellenen (Griechenfreunden), welche Geld und Streitkräfte zu sammeln bemüht waren, um dem tapfern Völkchen zu Hülfe zu kommen und wo möglich den barbarischen Osmanen ihr Besitzthum in Europa wieder zu entreißen. Eine begeisterte Schaar zog unter dem württembergischen General Normann, welcher jedoch bald dem Klima erlag, den Griechen zu Hülfe; der Genfer Eynard verschaffte aus eigenen und fremden Mitteln den muthigeu Freiheitskämpfern bedeutende Geldmittel, und der berühmte englische Dichter Byron, welcher durch seine poetischen Ergüsse die Begeisterung für Griechenland beleben half, ging selbst hin, in Griechenland zu kämpfen und zu sterben. (1824). Unter Demetrius Apsilanti und Maurokordato hatten sich die Griechen, welche in Morea fast überall siegreich waren, eine republikanische Staatsform gegeben. Bis 1825 dauerte die Reihe ihrer glücklichen Kämpfe, da wandte sich das Glück gegen sie, indem der türkische Sultan unerwartete Hülse erhielt. Der Pascha von Aegypten, Mehemed Ali, hatte nach Vernichtung der wilden Mameluckenherrschaft einen Staat mit europäischen Einrichtungen und mit einer geordneten Kriegsmacht begründet. Ihn bewog der Sultan Mahmud, seinen Sohn Ibrahim mit einem Heer Aegypter und Araber zur Unterwerfung der Griechen nach Morea zu schicken. Wären die Griechen einig gewesen, so hätten sie vielleicht die Landung des fremden Heeres verhindern können; der Zwiespalt ihrer Führer aber kam ihren Feinden zu Statten, die Halbinsel Morea wurde größtenteils bezwungen, die festen Plätze zur Uebergabe genöthigt, der Peleponnes schrecklich verwüstet, und endlich rückte Ibrahim 1825 vor die Festung Missolunghi, welche am Eingänge des Meerbusens von Korinth liegt und schon seit längerer Zeit von einem Türkenheer vergeblich belagert worden war. Der ägyptische Führer schwor, sie müßte genommen werden, und sollte auch das ganze Heer darüber zu Grunde gehen. Mit bewunderungswürdiger Tapferkeit vertheidigten sich die Griechen. Unzählige Stürme wurden abgeschlagen und Hunderte von türkischen Leichen vor den Wällen begraben. Aber immer stärker wurde der

3. Theil 4 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. verbrennen oder hinrichten. Mit einem Blutbad, bei welchem 15,000 Mann umkamen, machte er der trotzigen Schaar ein Ende. Die drei verbündeten Mächte hatten unterdeß Flotten in das Mittelmeer gesandt und verlangten, daß die Griechen, wie die Türken, dem Blutvergießen Einhalt thun sollten; da aber Ibrahim und der Sultan Mahmud diese Forderung zurückwiesen, so griffen die vereinigten Flotten die türkisch-ägyptische Flotte im Hafen von Navarin an und vernichteten dieselbe fast gänzlich (1827). Leider gaben die Mächte, welche über die Zukunft Griechenlands mit sich selbst noch nicht ins Klare zu kommen vermochten, diesem Sieg nicht die gehörige Folge; besonders war man in England, wo Cannings Tod andern Einflüssen wieder mehr Spielraum gewährte, dem Kriege noch immer nicht recht zugeneigt und hinderte jedes entscheidende Vorgehen der andern Mächte. Dadurch er-muthigt, trotzte der Sultan allen Forderungen, und ließ es auch auf einen Krieg mit Rußland ankommen. Kaiser Nikolaus war jetzt zur Kriegführung zu Land und zu Wasser entschlossen. Da- x durch wuchs der Muth und die Begeisterung der Griechen, und sie erklärten nun den Grafen Eapo d'jstria, einen geborenen Griechen, welcher aber in russischen Diensten gestanden und das besondere Vertrauen des Kaisers Alexander genossen hatte, einen besonnenen, verständigen Mann, zum Präsidenten des griechischen Freistaats, er machte den innern Mißhelligkeiten zwischen den verschiedenen Häuptlingen ein Ende und legte den Grund zu geordneten Einrichtungen. Während nun die türkischen Truppen wegen der russischen Kriegserklärung nach der Donau gezogen werden mußten, gelang es einem französischen Corps unter General Maifon, Ibrahim aus Morea zu verdrängen. Die Russen waren indessen über den Pruth und über die Donau gegangen, wurden aber am Hämns durch die stark vertheidigte Festung Schumla aufgehalten, wogegen sie die Festung Varna am schwarzen Meere nach ntuthiger Gegenwehr der türkischen Besatzung endlich einnahmen. Im Jahre 1829 setzten die Russen den Krieg mit noch größerem Glück fort; unter dem Oberfeldherrn Graf Diebitfch zogen sie über den Balkan, zerstreuten die türkischen Heere und zogen siegreich in Adrianopel ein. Während der Gras Paskewitsch, ein anderer russischer Feldherr, welcher so eben große Siege über die Perser davon getragen hatte, durch Kleinasien heranrückte, bereitete sich Diebitsch vor, nach Constanti-nopel zu marschiren, da endlich sandte der Sultan Friedensboten

4. Theil 4 - S. 252

1880 - Stuttgart : Heitz
252 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Der Charakter des Unterhändlers, sowie die Art und Weise seines Auftretens bewiesen, daß Rußland es auf einen Hauptschlag abgesehen hatte. Der Fürst, ein Moskowite vom Wirbel bis zur Zehe, reiste in den ersten Tagen des Februar von Odessa ab, nachdem er über ein dort zusammengezogenes Armeecorps und später über die bei Sebastopol vereinte Flotte des schwarzen Meeres Revue abgehalten hatte, und langte am 28. Februar in Constantinopel an, von der gesammten griechischen Bevölkerung mit Jubel empfangen. Unter den niedern Classen hatte sich das Gerücht verbreitet, der Fürst werde mit den Griechen von Constantinopel das nächste Osterfest in der St. Sophienkirche feiern, und auch unter der übrigen Bevölkerung herrschte eine zum Theil durch alte Prophezeiungen geweckte Aufregung, welche der türkischen Regierung nicht gleichgültig bleiben konnte, um so weniger, als das Benehmen Menschikows darauf angelegt schien, Conflicte herbeizuführen. Nachdem er dem Großwesir den gewöhnlichen Besuch gemacht, weigerte er sich, dieselbe Höflichkeit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fnad Effendi, der, der Etikette gemäß, jetzt an der Reihe gewesen wäre, zu erweisen, unter dem Vorwande, daß Rußland besondere Beschwerdegründe gegen diesen Minister habe. Das Abtreten desselben war der erste Beweis von Nachgiebigkeit Seitens der Pforte. Inzwischen war einer der russischen Beschwerdepunkte — Montenegro betreffend — bereits durch die Dazwischenknnft des Grafen Leiningen erledigt worden und blieb also nur die Frage wegen der „heiligen Stätten" übrig. Die „heiligen Stätten" sind Kirchen, die an den Orten, wo die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Christi ihren Schauplatz fanden, erbaut wurden und der Streit um dieselben berührt weniger die Türken, als die beiden rivalisirenden Zweige der katholischen Kirche, die römische und die griechische, von welchen erstere sich des französischen, letztere sich des russischen Schutzes erfreute. Die französischen Ansprüche' datiren von einer zwischen Franz I. und Snleiman dem Prächtigen abgeschlossenen Convention von 1640, welche die Rückgabe der heiligen Stätten an die Franzosen anordnete; die griechischen beruhen auf Documenten von zweifelhafter Echtheit. Welche Orte speciell jeder Kirche gehören, ist leider nirgends gesagt und es entstanden daher über die Einzelheiten des Besitzstandes fortwährend Streitigkeiten, namentlich seit

5. Theil 4 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
256 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Batterien forcirten. Die Türken begannen ihre Angriffsbewegungen am 25. mit dem Stromübergange bei Widdin, um sich bei Ka-lasat zu verschanzen. Fast gleichzeitig geschahen Angriffe auf die übrigen Donauübergänge bei Kalarasch, Giurgewo und Olte-nizza zum Theil mit gutem Erfolg, überall unter für die türkischen Waffen nicht unrühmlichen Gefechten. Auch in Asien begann der Krieg unter glücklichen Auspicien für die Türken, indem sie durch einen nächtlichen Ueberfall das etwa zehn Stunden von dem türkischen Hafen Batum in Transkankasien liegende Fort St. Nikolaus oder Schefketil nahmen und fünf Stürme der Russen, welche das Fort zurückerobern wollten, mannhaft zurückschlugen. Die Welt war erstaunt über diesen Anfang eines Krieges, für welchen Rußland sich seit Jahren militärisch und diplomatisch gerüstet hatte und man war geneigt, die Kriegstüchtigkeit der Türken jetzt eben so sehr zu überschätzen, als man sie vorher gering geachtet hatte. Doch setzte fürs erste die eintretende schlechte Witterung den Kriegsoperationen an der Donau ein Ziel, und die europäische Diplomatie machte einen neuen Versuch zur Aussöhnung, indem die Gesandten Frankreichs, Englands, Oestreichs und Preußens am 5. December in Wien eine an die Pforte gerichtete Collectiv-note unterzeichneten, wo sie dieselbe aufforderten, die Bedingungen anzugeben, unter welchen sich die osmanische Regierung zu Anknüpfung von Friedensunterhandlungen verstehen wollte, während sie selbst sich in einem Protokoll „zur Aufrechthaltung der Integrität der Pforte" verpflichteten. Indeß trat ein Zwischenfall ein, der alle Friedensaussichten über den Haufen warf. — In Asien hatte sich das Schicksal der Schlachten gegen die Türken gewendet und am 30. November ward die türkische Flotte des Schwarzen Meeres im Hafen von Sinope von dem Admiral Nachimow angegriffen und nach verzweifelter Gegenwehr in die Luft gesprengt, bis aus den kleinen Dampfer „Taif", welcher die russische Schlachtlinie durchbrach und die Unglückspost nach Constantinopel brachte. Dieser Sieg der ■, Russen, fast angesichts der vereinigten Flotten erfochten, ward in Paris und London wie eine Verhöhnung der eigenen Seemacht betrachtet, und da nunmehr auch die Nachricht eintraf, daß der russische Einfluß in Persien die Oberhand gewonnen und der englische Gesandte Teheran verlassen habe, sah sich das englische Cabinet Aberdeen zu energischeren Maßregeln genöthigt. Diese bestanden in einer an Rußland erlassenen Erklärung, daß die beiden

6. Theil 4 - S. 263

1880 - Stuttgart : Heitz
Kriegsschauplatz in der Krim. 263 zu einer Angriffsbewegung veranlaßte, um die Verbindung Wrangels mit Bebutow zu hindern. Aber er ging in sein Verderben. Am 4. August stießen die feindlichen Heere aufeinander und die türkische Armee erlitt eine so vollständige Niederlage, daß nur einzelne Trümmer derselben sich nach Kars retten konnten. Ganz Kleinasien stand den Russen jetzt offen, wären sie nicht von den kaukasischen Bergvölkern bedroht und durch die Herrschaft der Alliirten auf dem schwarzen Meere von der nächsten Commnnication mit Rußland abgeschnitten gewesen, weshalb sie es, trotz ihrer Erfolge, vorzogen, sich vorerst auf Tiflis zurückzuziehen. Indeß ergriffen die Russen bald von neuem die Offensive und gingen auf Kars los, um dessen Eroberung oder Vertheidigung sich die ferneren Kriegsoperationen in Asien drehten. Zwar kam Omer Pascha, in Folge der untergeordneten Stellung, die man seinen Armeen in der Krim ansnöthigte, 1855 nach Kleinasien und zog gegen Kutais, in der Hoffnung, die Russen von Kars wegzulocken; aber die Erwartung, daß die Bergvölker ihnen zufallen würden, nachdem er den Uebergang über den Jngnr forcirt hatte (4. Nov. 1855), schlug fehl, und General Mnrawiew, dessen erster Sturm auf Kars (24. Sept. 1855) heldenmüthig abgeschlagen worden war, hatte Zeit zu warten, bis der Hunger die Besatzung zur Uebergabe zwang, was am 25. Nov. 1855 geschah. Man sagt, die Verbündeten hätten diese Katastrophe abwenden können, aber den Russen diesen Waffenerfolg gegönnt, damit sie ohne allzu große Selbstüberwindung die Hand zum Frieden bieten konnten. — Wir kehren zu dem Kriegsschauplatz in der Krim zurück, wo der Krieg im Jahre 1855 zur Entscheidung gebracht wurde. Nach den Verlusten des Winters, welche mehr als einmal verzweiflungsvolle Vergleiche mit dem französischen Winterfeldzuge in Rußland (1812) hervorriefen, aber durch die gewaltigsten Anstrengungen Frankreichs allmählich ausgeglichen wurden, begann das neue Feldzugsjahr mit einem Angriff der Russen auf das von den Türken besetzte Eupa-toria (17. Februar 1855), welcher siegreich abgeschlagen ward. Jetzt versuchten sie die Flanken der Sebastopol-Armee zu beun-. ruhigen, indem sie das Tschernajathal besetzten, während die Alliirten einen vergeblichen Angriff auf den Malakow-Thurm versuchten. (In der Nacht vom 23.—24. Februar.) Dieser Thurm ward fortan das Pivot, um welches sich alle Kräfte des Angriffs und der Vertheidigung bewegten, welche letztere in wahrhaft genialer Weise

7. Theil 4 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Paris. 269 Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeüßern eröffnet und durch Vorschlag des Grafen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen. Um die Verhandlungen abzukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als Inbegriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahin der Friede nicht Zu Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht unterbrochen werden.' Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Rußland, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexander Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weil es alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch widerwillig, der Pression seines Alliirten 'fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutralisation des schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Küsten kein Marine-Militär-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aushörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschiffsahrts-Verhältnisse eingesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protectorats über die Donau-fürstenthümer, welche fortfahren sollten, unter Suzerainetät der Pforte und unter Garantie der contrahirenden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen, 4) Ausnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff auf die Unabhängigkeit und die Territorialität des ottomanischen Reichs als eine Frage dev allgemeinen Interesses betrachtet werden soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donausürstenthümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungsgrund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur m so fern, als die contrahirenden Mächte sich auf Mittheilung des

8. Theil 4 - S. 271

1880 - Stuttgart : Heitz
Englisch-persischer Krieg. 271 1 müssen, und beobachteten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusfes. Sie wetteiferten hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vorwiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran England den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem englischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomatischen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Ein englisches Heer unter General Outram erfocht im Februar 1857 einen Sieg über ein großes persisches Heer und eine wichtige Festung wurde von den Engländern eingenommen. Indeß gelang es auch hier der französischen Vermittelung, die Kriegsflamme zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Fernk Chan stand. Zwischen ihm und den englischen Gesandten daselbst wurde unter französischer Vermittelung im März 1857 der Friede geschlossen, nach welchem England das persische Gebiet räumte und auf das Schutzrecht über persische Unterthanen verzichtete, Persien dagegen seinerseits Herat räumte und alle Ansprüche auf dasselbe und ganz Afghanistan aufgab. Eine vorübergehende Aufmerksamkeit erregten zwei mit der orientalischen Frage mittelbar zusammenhängende Ereignisse: der Conflict der Westmächte mit den Regierungen von Griechenland und Neapel. Nach Ausbruch des orientalischen Krieges waren die Griechen, auch die in der Türkei wohnenden, von einer lebhaften nationalen Erregung ergriffen worden, deren Ziel wahrscheinlich aus eine Vergrößerung des Königreichs durch Epirus und Thessalien gerichtet war, vielleicht sogar auf eine Erneuerung des griechischen Kaisertumes in Constantinopel. Im Januar 1854 brach der Aufstand in Epirus aus; der Hof in Athen begünstigte oder duldete diese Demonstrationen, welche offenbar nur zur Förderung der russischen Pläne dienten. Die Westmächte hielten es für nothwendig einzuschreiten; im Mai erschienen 16 englisch-französische Dampfer im Piraeus, besetzten die dortigen griechischen Kriegsschiffe und landeten ein Truppencorps von 3000 Mann. Der König von Griechenland sah sich zu dem Versprechen einer strengen Neutralität gezwungen; doch wurden die Truppen der Westmächte erst 1857 aus Griechenland zurückgezogen.

9. Theil 4 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Durchsuchungsrecht der Schiffe 175 uügte jedoch feinem und seines Vaters Ehrgeiz nicht; sie wollten aus den regierten Länbern eine unabhängige Erbmonarchie bilben, worüber der Krieg roieber ausbrach. Ibrahim schlug die Türken bei Nisibis und der türkische Kapuban-Pascha ging mit der türkischen Flotte zu den Aegyptern über. Da legten sich aber die europäischen Mächte Rnßlanb, England, Preußen und Oestreich ins Mittel und beschlossen,, wiber den Willen Frankreichs, bessert Minister Thiers wegen biefer Einmischung einen allgemeinen Krieg zu entzüubeu brohte, den Mehemeb Ali zum Gehorsam gegen seinen Erbherrn zu zwingen. Die Englänber bombarbirten Beirut in Syrien und wollten Alexanbria in Aegypten einschließen; ba willigte der Pascha in einen Frieden, bnrch welchen ihm Aegypten und Nnbien als erbliche Statthalterschaft gegen Entrichtung eines Tributs an den Sultan zugesichert, bagegen Syrien und Kreta wieder entrissen würden. In Frankreich herrschte wegen biefer Lösung der orientalischen Frage, wobei die französische Politik ganz bei Seite gebrängt und ihr Bunbesgenosse Mehemeb Ali gebermithigt worben war, die größte Entrüstung, und der Minister Thiers wußte das Volk durch kriegerische Vorspiegelungen zu großer Begeisterung anzuregen. Schon erwachte das alte Verlangen der Franzosen nach der Eroberung des Rheins; aber auch in Deutschlaub und in andern Länbern zeigte sich eine gewaltige Erhebung der Gemüther, und da hielt es denn Ludwig Philipp für weiser, den kriegslustigen Thiers zu entlassen und den besonnenen: Gui zot ins Ministerium zu berufen, welcher das Einverständniß mit den Großmächten, nach welchem die Juliregierung von Anfang an gestrebt hatte, bald wieder herstellte. Im französischen Volke aber murrte man über die Nachgiebigkeit der Regierung, und Jahre hindurch ist ihr der Vorwurf der Schwäche gegen das Ausland unaufhörlich gemacht worden. Dieser Vorwurf erhielt neue Nahrung durch das Verhalten der Regierung in mehreren Händeln mit England, einesteils über eine von biefer Seemacht eingeführte Ansbehnung des sogenannten Durchfuchungsrechts (b. H. des Rechts, diejenigen Schiffe, welche des Sclavenhanbels oerbächtig erscheinen, zu untersuchen), anbern-theils wegen einer Entschädigung, welche ein von den Franzosen aus der Insel Otahaiti (deren Königin Pomctre die französische Oberhoheit anerkannt hatte) vertriebener englischer Missionär Prit-chard beanspruchte und erhielt. Dieser an sich unbedeutende Vor-

10. Theil 4 - S. 276

1880 - Stuttgart : Heitz
276 Neueste Geschichte. 3. Periode. verknöcherten Cullurstaat wirken muß, unsere Aufmerksamkeit fesseln darf. Durch geheime Gesellschaften genährt, kam dort eine Revolution zum Ausbruch, welche sich gegen die eingedrungene Mandschn-Dynastie richtete und in kurzer Zeit einen großen Theil des Reichs dem Gegenkaiser unterwarf. Hong-tsin-tsiuen, 1813 als Sohn eines armen Bauern geboren, brachte diese Bewegung in Fluß, indem er als Prophet und politischer Regenerator zugleich auftrat. Er predigte eine Art christlichen Systems, indem er Christus seinen älteren Bruder nannte, und taufte sich selbst. Ein Pinsel*) in der Form eines Kreuzes wurde das Symbol der neuen Religion und der Zopf, das Kennzeichen der Mandschns, der den besiegten Chinesen nur aufgezwungen worden war, wurde abgeschafft und langes Haar, so wie der vorn offene Talar als Kennzeichen der Insurgenten eingeführt. Was ursprünglich nur eine religiöse Secte war, ward bald durch Zutritt mißvergnügter Elemente eine Rebellion. Diesen Charakter gewann die Bewegung vom I. 1850 an, als sie sich über die ganze Provinz Kwangsi ausbreitete, von da nach Herai überging und sich in nordwestlicher Richtung fortsetzte. Die Insurgenten nannten sich indeß Taipings (Männer des Friedens), um durch diese Bezeichnung Anhänger zu gewinnen, und ihr Führer gab sich den Namen Tien-te, d. H. himmlische Tugend. Die Erhebung charakterisirte sich jetzt als eine nationale, gegen die Herrschaft der Mandschu's gerichtet, und Tien-te gab sich daher auch für einen Abkömmling der einheimischen Ming-Dynastie aus. Die Fortschritte der Rebellion wurden bald im höchsten Grade beunruhigend für den Hof von Peking. Bald war der ganze Süden und selbst die Mitte des chinesischen Reichs in den Händen der Rebellen. Am 8. März 1853 erschienen sie vor den Mauern Nankings, und erstürmten die große Stadt beim ersten Sturmangriff, wobei an 25,000 Menschen gefallen sein sollen. (Eins der sogenannten Weltwunder, der „Porzellanthurm", wurde zerstört, weil derselbe dem Buddha geweiht war.) Tien-te, welcher am 31. März seinen Triumpheinzug hielt, *) Die Chinesen bedienen sich des Pinsels statt der Feder zum schreiben, daher der Pinsel überhaupt die Schrift, Gelehrsamkeit und Weisheit bedeutet. Die Akademie der Wissenschaften in Peking heißt: Pinselwald.
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